Hans Gottlob Rühle
Liebesgedichte
Marburger-Vogelwelt

HANS GOTTLOB RÜHLE - GEDICHTE
LIEBESGEDICHTE

LAURAS LIED

In ihrem Lied sind
die Rosen schwarz
und duften doch
wie frische Liebe.

Noch im Verblühen
streicheln sie
die Sinne,
tiefrot die Blüte und
weich wie Samt.

Ihre Wurzeln,
Gebeinen entwachsen,
wissen, daß Leid
wie ein Kind uns
nie verläßt.

In der Tiefe der Taiga
verliert sich
die Melodie
im Wind.

Dornen ritzen
neue Linien
in meine
noch tränennasse Hand.

Ich weiß, daß wir
Abschied nehmen
müssen,
und schon morgen
verloren sind.

Lauras Lied tanzt
als ein Irrlicht
in der Sommernacht,

verliert sich im
Morgennebel, dort,
wo noch lange
die Schwermut
wacht.

VERLOREN

Lilie,
hoch thronst Du
mit schmalen Blütenblättern,
gefalteten Händen gleich.

Lilie,
das leuchtende Weiß Deiner Blüte,
ohne Makel, mariengleich
hält mich noch immer
in Schach.

Doch schon ist
der süße Tau Deines Geschlechts
in meine Augen gefallen,
und hat sie sehend
gemacht.

Lilie,
der Hauch Deiner zarten Brüste
hat mich berührt.
Ich muß Dich brechen
Und mit Dir
- vergehn.

ENDE UND ANFANG

Jeder Weg hat ein Ende,
doch jedes Ende birgt
- einen Anfang.

Jedes Ende bringt
Verlust und Wehmut.

Aus jedem Anfang aber
wachsen Hoffnung, Träume und

- die Wurzeln
neuer Erfüllung.

TANZ

Es lachen die Mädchen
beim Tanze,

Verschenken den süßen Nektar
ihrer Brüste,

Wie könntest Du
nüchtern sein,

wenn Du von ihnen
heimkehrst.

TRAURIG

Rühre nicht daran!

Auf dem Bambusgras
laß noch ein Weilchen
den Tau

wie die Tränen
auf Deiner Wange

VERGÄNGLICHKEIT

Liebe kommt und Liebe geht.
Das Glück ist morgen schon verweht.

Halte fest, was Du erlangt,
bevor dein Herz vor Schmerze bangt.

Bald ist vergangen und versunken,
der güldne Becher ausgetrunken.

Uns bleiben nur die wenigen Stunden,
wo wir von Liebe überwunden.

NEUBEGINN

wenn der frühling den
letzten schnee geleckt,

wenn die sonne alle
kirschblüten gelockt

heraus aus ihrem
toten holzgehäuse,

dann wirst Du lachen
in den hellen schein,

dann wird dein strahlen
über uns beiden

liegen und unser
herz erquicken mit

seinem warmen glanz.
und Du - wirst glücklich sein.

SONATE A-DUR FÜR FLÖTE

Konzert mit Dir -
Barockmusik.
Ein zarter Hauch,
schüchterner Blick.

So zauberhaft,
so innig schön
will ich fortan
Dich immer sehn.

Ich suche Dich
jetzt überall,
Musik in mir
und Liebeshall.

Gefesselt hast
Du meinen Sinn.
Geist und Verstand
wo ziehn sie hin?

Musik und Du,
mein süßes Kind.
So ganz allein
im Sommerwind.

VERLOREN

Der Fluß gleitet still
durchs Dunkel.

Sein Wasser wäscht heraus
mein Leid.

Der Bambus atmet tief
im Mondlicht.
Der Liebsten Herz
ist weit.

Der Wind zählt laut die Tage,
bis ich Dich wiederfind.

Das Feuer im Schmetterlingshügel
zeigt, daß verloren wir sind.

LIEBE UND TOD

Meine Seele sucht
bis an das Ende der Wasser.

Sie lauscht
dem Flug der Wolken

und versinkt
im Gesang der Grille.

Wann,
Wann kommst du?

ZUSAMMEN

Unsre Liebe ist unendlich,
unser Leben nur geliehen Gut.

Unsre Sehnsucht kann nicht schlafen,
auch wenn des Nachts der Körper ruht.

Angst zieht auf, wir sind vergangen,
bevor am Ziel, das wir erstreben.

Uns bleibt nichts als jene Stunden,
in denen wir zusammen leben.

VERGÄNGLICHKEIT

Liebe kommt und Liebe geht.
Das Glück ist morgen schon verweht.

Halte fest, was Du erlangt,
bevor Dein Herz vor Schmerze bangt.

Bald ist vergangen und versunken,
der güldne Becher ausgetrunken.

Uns bleiben nur die wengen Stunden,
wo wir von Liebe überwunden.

ODE AN DICH

Ich habe Dich gesehen,
Dein herzliches Lachen,
und hatte Dich lieb.

Ich hab Dich gesehen,
Dein Reden, Dein Machen,
Und ich war so froh.

In Waldes Tiefe,
ganz unerwartet,
kamst Du mir entgegen.

Du warst wie die Sonne,
In Waldes Tiefe,
Ganz hell und so warm.

Ich hab Dich gesehen,
Dein herzliches Lachen
Verfolgt mich im Traum.

Ich habe Dich gesehen,
Kann Dich nicht gewinnen,
Doch bist Du mir lieb.

GAZELLE

Bezaubernd wie der Gleichklang
zweiter Welten,
Sind Deine Augen und Dein
schlanker Wuchs.

An Deinen Brüsten will ich
immer trinken,
Auf Deiner Stirn ein Rosen-
blatt bald sein.

Auf Deiner Haut möcht ich als
Perle liegen,
Und mit Dir jagen durch das
hohe Gras.

Ich möcht Dich lieben, Deinen
Höhen folgen,
mit Dir ruhn im Schatten des
Affenbrotbaums.

Will mit Dir weinen, wenn des
Schicksals Härte
Auch Deine süßen Glieder
jäh erfaßt.

Ich will Dich trösten, für Deine
Freiheit kämpfen.
Und einst als Schatten treu Dir
folgen in das

- andre Land.

Lilie,
hoch thronst Du
auf schlankem Körper
mit schmalen Blütenblättern,
gefalteten Händen gleich.

Lilie,
das leuchtende Weiß Deiner Blüte,
ohne Makel, mariengleich,
hält mich noch immer
in Schach.

Doch schon ist
der süße Tau Deines Geschlechts
in meine Augen gefallen,
und hat sie sehend
gemacht.

Lilie,
der Hauch Deiner zarten Brüste
hat mich berührt.
Ich muß Dich brechen
Und mit Dir
- vergehn.

DU

Wenn Du im Traume mir erscheinst,
wenn Du in meinen Armen weinst,
möcht ich mich ganz in Dir vergessen,
voll Lust von Deinen Früchten essen.

Mein eignes Selbst verschmilzt in Dir.
Zehntausend Seelen schenke mir,
damit ich sie Dir opfern kann
in meinem süßen Liebeswahn.

Du läßt den stärksten Reiz erblassen.
Dich werden alle Weiber hassen.
Schenk Deine Augen mir und sei
mir mehr als fade Tändelei.

Jedes andre Bild verweht,
wenn Dein Liebreiz vor mir steht.
Du machst mich trunken wie von Wein.
Ich sehe Dich, nur Dich allein.

NOVEMBERMONDLICHT

Herbstlicher Sturm hat
alle Wipfel blank gefegt.
Nackte Äste und
filigrane SChatten in
kaltem Novemberlicht.

Dort sah ich viele
Sterne heut nacht wie
Tränen in deinen
Wimpern, glitzernd bei
tiefblauem Licht.

Eisblumen werden
mir bald am Fenster
wispernd erzählen
von dir, von deiner
Liebe zu mir.

Die mit der Sonne
wiederkehrt und den
Frühlingswinden,

Wir werden glücklich
sein, wenn sie verderben,
verschwinden.

TRAUM UNTER DEM AFFENBROTBAUM

Verzweiflung hat mich
bestimmt all die Tage.

Mein Schicksal verflucht ich
wie einst die Helden
aus alter Sage.

Mein Herz hab ich verworfen,
getreten in den Kot.

Du hast es aufgehoben,
benetzt mit Liebe
in dieser dunklen Not.

Gazelle, mit Dir -
flieg ich davon in

alle Weiten des Raums.
In der Gluthitze des Mittags
unter dem Affenbrotbaum

vereint mit mir,
in Dir, bist Du mein
letzter, süßester Traum.

BALLADE VOM BERGE

Ich sah in Deine Augen,
rehbraun und tief.
Dort fand ich all die Liebe
nach der ich einstens rief.

Blick in die ferne Runde,
so dunstig und so weit.
Dort unten werd verzaubert,
ich von Dir noch heut.

Du liegst dort in der Wiese,
erwartest mich schon lang.
Weinst um des Liebsten Küsse
und seinen Liebesdrang.

Zum Stein bist Du geworden
durch die lange Zeit.
Sein Kuß muß kaum erwecken
dies zarte Wesen heut.

Ich hab den Kuß gegeben
dem marmorkühlen Stein.
Die Liebst ist gewonnen
ich fuhr sie endlich heim.

MARGARETEN

Komm laß uns ziehen
über die Auen,
suchen den Frühling,
die Blumen, das Glück.

Ich will wohl ziehen
über die Auen.
Wo aber find ich
die Liebe, das Glück?

Komm laß uns suchen bei
seltnen Margareten,
so frisch und so jung,
vom Tau überglänzt.

Ach, ich hab schon gefunden
mein Margareten,
die schönste Blume
ganz zart und so fein.

Sie bringt mir den Frühling,
die Sonne in’s Herze.
Sie will ich hüten
sie ist schon mein!

MEIN VÖGELEIN

Ich höre Dein Singen
leise erklingen
mein Vögelein!

Es dringt in der Wüste
in traumhafter Süße
über Dünen an mein Ohr.

Im Dämmern des Waldes
haucht mich Dein Atem
weiter und weiter, mein Vögelein.

Auf Lichtungen schallt es,
die Sonne weist mir den
Weg in die Ferne.

Tief in den Bergen
möcht ich sterben vor Sehnsucht
nach Dir, mein Vögelein.

Auch wenn Fels sich türmt,
und wilde Wasser schäumen,
zu Dir zieht mein Sinn.

In den Schluchten der Großstadt
bin ich daheim, hör nimmer
mein Vögelein.

Ermattet im Blick,
die Augen getrübt,
die Füße wund.

Am Boden des Schluchtengrunds
lieg ich. Die Einsamkeit schleicht
sich ein, mein Vögelein.

Den Staub in der Kehle, verkrustet
der Sinn, vertrocknet die Haut
ohne Gewinn, mein Vögelein.

In Wahn gefangen
send ich Dich Schöne,
verwirrt, voll Verlangen.

Die Sonne verschwunden.
Hab nicht gefunden,
mein Vögelein mehr.

Nur einmal noch spürt ich
das zarten Wehen vergehenden
Atems aus fremdem Mund.

Hat mich ein letzter
Hauch Deiner Liebe,
hat mich Dein Mund noch
einmal geküßt?

SOMMERGLUT

Steh auf meine Schöne und
komm zu mir. Sieh das Eis ist
geschmolzen, der Winter dahin.
Wie eine Rose unter
Dornen wirst Du erblühn.

Erquicke mich Gazelle heut.
Schmeichle mir schnell mit Deinem
Duft, denn ich bin liebeskrank.
Die Linke trocknet meine
Tränen. Doch meine rechte Hand

herzt Deine zarten Brüste.
Ich dürste in der Wüste,
bald such ich Deinen schlanken Leib
und deinen hohen, feuchten Mund.
Gib Schatten mir und Süße,
ich bin vor Liebe wund.

Dein Haupt umringt von Sternen, aus
Deinen Locken tropft die Sehnsucht.
Komm mit mir meine Braut,
öffne den Schoß der Liebe,
damit wir in ihm schwimmen
zum Ufer, das im Traume einstens wir geschaut.

Aus Deinen Augen leuchtet
tiefe Glut und Deine Haut
lechzt nach den Funken meiner Fingerkuppen.
Zeige mir Deine Gestalt,
Du Nymphe, Deine Schuppen,
den Liebreiz Deines Lagers.

Wie schön ist Deine Liebe,
Dein Feuer, Deine Gestalt.
Deine schlanken Beine vor mir wie
edle Säulen, die enden
dort im hohen Palmenwald.

Dein Schoß einem Becher gleich,
der stets gefüllt mir ist mit
bernsteinfarbenem Wein. Du bist
mein Feuer, das aufflammt
über Flur und Hain.

Edel ist der Wuchs Deines
Halses und köstlich Dein Mund.
Samten die Haut, berauschend
der Duft Deines Haars, er
macht meine Sinne wund.

Laß mich steigen auf den Palm-
baum, in seinen Blättern
vergehn. In seinem Schoß
will ich ruhn, im Rauschen
der Zweige Dich Engel wiedersehn.

Meine Braut Du bist schön,
nach Dir steht mein Verlangen.
Komm, gehn wir in das Feld hinaus,
liebkosen Deine Wangen.

Laß uns ziehn durch Dorf und Wald.
Du bist mit mir allein.
Ich will Dich herzen und küssen
schön, Dich führen zu mir heim.

Liebe ist stark wie der Tod,
ihr Eifer ist fester als Stein.
Ihre Glut ist heißer als alle
Höllen. Gazelle Du bist mein.

Die Glut ist heiß und beständig,
sie währet die Zeiten fort.
Kein Wasser kann sie ertränken,
in Dir ist mein sicherer Hort.

HOFFNUNG

Ich bin verzweifelt.
Ich möchte tot sein.
So fern bist Du von mir.

Im Malsand erstick ich,
meine Hand recht sich
verzweifelt zu Dir.

Wir sind wie Vögel,
verbrannt von Blitzen,
die der Sturmwind verbläst.

Vom Abgrund verschlungen,
zerschmettert im Dunkel
bleibt einzig Dein Stern!

So ist es
die Hoffnung allein,
die uns das Leben schenkt.

DEIN BLICK

Wohin bist Du gegangen?
Du hast Dich abgewandt.

Dein Blick hat mich gefangen.
Mein Herz hast Du verbrannt.

MEIN LIEBLING

Was kann wachsen ohn Regen,
was kann leben ohn Speis,
was kann brennen ohn Feuer
so tief und so heiß.

Was kann weinen ohn Tränen,
was schmerzen ohn Blut
was kann leuchten ohn Sonne,
was gibt meinen Mut?

Was kann dürsten trotz Wasser,
was kann beglücken ohne Geld,
was kann jubeln ohn Rufen
Du bist meine Welt.

Es rast ohn Bewegung
und verzehrt mich ohn Ruh,
von Dir will ich trinken,
mein Sehnen bist Du.

DIE SCHÖNE

Es küßt Dich mein Mund
und meine Zunge
streichelt Deine Lippen.
Dein Leib bäumt sich lustvoll
und Venus reckt sich
mir entgegen.

Deine Liebe ist zärtlich
Und berauschend Dein Leib.
Honig und Milch ist
unter Deiner Zunge.
Du hast das Herz mir
genommen, meine Braut.

Des Nachts auf meinem
Lager such ich Dich.
Du Schöne, die meine
Seele so lang schon liebt.
Die Lust tropft von Deinen
Lippen in meinen Mund.

Und Deine Haut ver-
strömt den Duft der
Rose, die einstens
ich als Kind gesetzt.
All ihre Farben leuchten
aus Deinen Lippen mir.

Verschlossener Garten
warst Du mir einst mit
einem hellen Born.
Sprudelnder Quell
meiner Sehnsucht und Lust.
Edle Frucht, deren
Süße ich nur geahnt.

Ich bin mit dem Südwind
gekommen in Dein Paradies.
Ich hab Deine Myrrhe
gebrochen, schlürfe aus Deiner Frucht.
Du bist so schön, meine Liebste.
Deine Blüte hat mich betört,
Dein Duft mich betäubt.

Meine Geliebte, ich bin unglücklich und voll Trauer ist mein Herz.

Ein Fremdling bin ich geworden,
der bei keinem mehr einkehrt.
Fremd bin ich in meiner eigenen
Stadt,

Ich bin nun ein Fremder
ohne Sippe und Sohn.
Zuflucht habe ich gesucht
und Wärme, bei Dir,

Das Licht Deiner Augen
gab mir Zuversicht.
Deine Brüste waren samtene
Kissen für meinen Schlaf,

Doch verlassen bin ich,
da Dein Herz mich flieht,
nackt und
so allein.

SCHÄFERIN

Sag mir Herz, wo Du ruhst am
Mittag, wo in der Nacht,
daß ich hingehe und Dich
aufsuche mit brennendem
Sinn.

Ich will Dich suchen bei Deiner
Herde, Deinen Zicklein dort,
Du Schöne, mit Deinen reh-
braunen Augen, die funkeln
sternengleich.

Ich will Dich finden in
Deinem grünen Bett, in
Häusern aus Lärchen und
Buchen gebaut, mit
glitzerndem Himmel gedeckt.

Wie ein Pfirsich unter
wilden Bäumen bist Du.
Ich begehr Deinen Duft
und Deine Frucht macht mir
die Kehle süß.

Erquicke mich mit Deinen
Blüten, denn meine Liebe
macht mich krank.

Benetze meine Haut mit
der Milch Deiner Brüste, denn
meine Seele dürstet nach Dir.

Hülle mich in die Würze
Deines Körpers, denn meine
Glieder beben vor Lust.

Steh auf meine Schöne und
komm mir entgegen. auf Deinem
Lager empfange mich, sie
der Sommer ist gekommen,
der Wind ist dahin.

Laß Deine Blumen blühen
und Deine Brüste sprießen
unter den Zärtlichkeiten
meines Atems.

Laß uns verschmelzen in der
Mittagsglut des hohen Sommers,
versinken in der Wonne,
die Dein Geschlecht uns beiden
schenkt.

Sag mir Schöne, wo wartest
Du am Mittag, wo in der Nacht?
Du hast meine Kraft in Dich
gezogen, verzaubert folg
ich nun Deiner Spur.

LIEBE I

Rose, wenn Duu deine Blüte schließt
Legst unsere Liebe Du auf’s Eis.
Ich hänge dann in deinen Dornen
gleich wie an Kreuzesnägeln.

Rose, wo bleibt die süße Offenbarung
Aus deinen lichten Blütenblättern,
Die mich noch labt
gleich einem Evangelium?

Rose, wenn deine Blüte welkt,
Stirbt unsere Liebe.
Schon lähmt die dunkle Kraft
des Schierlingsbechers.

Angst und Sehnsucht
ist’s,
die leise
mich erfüllt.

LIEBE III

Der Geldfisch schwimmt im kühlen Teich,
er denkt, er sei besonders reich,
er hat die Liebe gefunden,
zieht um sie seine Runden.

Ach Lotus, lieber Lotus mein!
Wir beide sind im Gänsewein
allhier auf ewig verbunden,
Drum heile meine Wunden.

Der Lotus denkt: Oh Schreck, oh Graus,
Wie komm ich hier nur wieder raus
Und weg von diesem Bengel,
Er zupft an meinem Stengel.

Das Wasser peitscht, die Leidenschaft
zieht wild im Teich die Bahnen,
Das Fischlein wirbt mit ganzer Kraft,
Als will es Böses ahnen.

Es war im Juni, Letztes Jahr,
als dies im Teich hier geschah.
Es bracht des Fischleins Herzen
zwar manche Liebesschmerzen.

Doch auch im Teich die Liebe siegt.
Der Lotus war ein Neutrum,
Doch wo kein Weib in Wogen sich wiegt,
Das Fischlein dacht: Ach, sei’s drum.

Der Lotus konnt nicht flüchten mehr,
Er war ja fest verwurzelt.
Sein Herz blieb zwar recht kühl und leer,
Doch war er rein gepurzelt.

Und die Moral: Nimm Dich in Acht,
In Deinem hellen Gewande.
Die Schönheit wird so schnell vernascht
von dieser Rasselbande!

 

LIEBE IV
(In Anlehnung an Walther von der Vogelweide’s Lied “Ich saßt auf einem Steine” und das Alt-Tiroler Volkslied “Insbruck ich muß Dich lassen”

Hoch über dem Rheine
auf einem Steine
saß ich mit Dir.

Dein lieblicher Mund
tat schmerzhaft kund
wie wir gemeinsam in der Welt könnten leben,

Wenn Liebe würde siegen
über all die Konventionen hienieden
- nur dies eine Mal!

Doch trotzig wollen wir es wagen,
in diesen so vernünftigen Tagen,
das Liebesstück zu spielen.

Der Strom lag in hellem Sonnenschein,
wir hatten nicht einmal ein Gläschen Wein,
und das hoch über dem Rhein!

Aber trunken vor Liebe waren wir,
Die Natur spielte wohltemperiertes Klavier
und sandte uns Hoffnung herüber.

Deine rehbraunen Augen lachten so hell,
wir küßten uns heftig und zärtlich und schnell
denn schnell nahte auch die Trennung.

Du Abschied bist immer von Neuem ein Tod,
Und wäre nicht das Morgenrot
der Liebe, wir müßten verzagen.

Liebe und Hoffnung, der schmale Steg,
oft unser täglicher Knüppelweg,
Doch Dich will ich nicht lassen.

Liebe und Hoffnung, dies ungleiche Paar,
das für so viele schon Rettung war,
trägt uns im tückischen Strome.

In meinem Arm im Sonnenschein,
lagst Du mit mir hoch über dem Rhein,
Ich laß Dich nimmer ziehen!

Wir wissen nicht Ort, noch Umstand und Stunde,
selbst Delphi gibt uns keine Kunde.
Doch Du wirst mein!

Ich will Dich dann schauen und küssen und herzen,
mit Dir lachen und bubeln und scherzen,
so wie am Rhein.

In meinem Arm
am rauschenden Rhein
Hoch droben - nahe der Sonne -
auf besagtem Stein

- waren wir fast schon am Ziele.

LIEBE V

Meine Sehnsucht fliegt nach Westen
- zu Dir.
Über Berge hoch nach Westen
- hin zu Dir.

Schau, mein Geist weht weit nach Westen
- sucht nach Dir.
Durch tiefe Täter stets nach Westen
- nur zu Dir.

Meine Gedanken wandern westwärts
- zu Dir.
Durch dunkle Wälder, Seen, Sümpfe
- ja, zu Dir.

Meine Seele lebt im Westen
- schon bei Dir.
Schneller als der Vögel bester
- traf sie ein bei Dir.

Ein großer Vogel treibt nach Westen
- schwebt zu Dir,
bringt Dir noch heute Liebesfreude
- von mir.

Wiegt Dich im Schlafe und im Traum
- sanft und sacht.
Bringt Dir Gedanken von dem Liebsten
- gibt darauf acht.

Mein innrer Kompaß sucht die Richtung
- zu Dir.
Mein Gefühl irrt blind im Raume
- hilf doch mir!

LIEBE VI (ARTEMIS)

Mein Fleisch zerrissen,
Die Haut verbrannt.
Mein Leib zerschnitten,
als ich Dich fand.

Dein sanfter Regen
hat die Erde geheilt,
die Blume sprießen
seit Du hier verweilst.

Aus glutheißer Wüste,
Flüchte ich zu Dir,
Du sanfte Göttin,
Bleibe bei mir!

LIEBE VII (REAKTORFEUER)

Die Wiesen atmen Deinen Duft,
Die Vögel rufen Deinen Namen.
Wind hat mein Gesicht liebkost
mit einem Hauch aus Deinem Mund.

Die Fasern meines Körpers schreien,
Atomreaktorfeuer glüht
zu Asche Herz, Hirn und Organe.

Die quicklebendige Hülle blendet,
Das Höllenfeuer frißt verborgen,
verhangne Augen, heißer Asche vorgebaut.

Der Hauch aus Deinem Mund
hat Leben mir gebracht und Sterben.
Durch Venen züngelt Angst in alle meine Fasern.
So fern der Mund, der einst mir Seeligkeit versprochen.

Den Gluthauch lindern kannst nur Du.
Den Verglühten neu kannst Du nur erschaffen.
Aus Deinen Worten plätschert pures Leben,
Aus Deinen Küssen sprüht warme Feuchtigkeit.

Ich atme wiesenhaft den Duft,
Ich schrei dem Wind zu Deinen Namen.
Laß Deine Fingerkuppen sinken.
Berühr mit Deinem ganzen Körper mich.

Mit letzter Kraft stürm ich
zur Pforte meines Lebens,
die Dein Geschlecht als Zuflucht
mir verheißt.

In Deinem Bauch erst find ich Frieden.
Dann tret ich in den hellen Schein.
Die Vögel rufen Deinen Namen,
Wir stehn im Licht
- nicht mehr allein.

 

LIEBE VIII (MEPHISTOZAUBER)

Mein Häschen,
ich bin nicht einer
Deiner Kollegen aus den
Nachbarzimmern, 2. Stock.
- Dein Geliebter bin ich!

Mein Liebling,
ich bin nicht der bunte Falter,
der träumend gern genascht
auf Deiner Wiese bei Mondschein,
- heuschreckengleich prassle ich umher
mit meiner Sehnsucht an
Dein Herz, Tag für Tag.

Mein Herz,
ich bin nicht der gentleman,
der locker schmechelnd sich
bedient, dann und wann.
- echsengleich belaure ich gebannt
das schönste Opfer
meiner Welt.

Meine Göttin,
ich bin nicht der dritte
Putt in der
Engelreihe oben rechts.
- Dein Herz bezwingend, will ich Dich
mephistogleich verführen, ver-
zaubern und mit mir verbinden.

LIEBE IX (ABSCHIED)

Dein Kuß
zum Abschied war
salzig und bitter.

Die Träne war
blut geronnen
in mir.

Der Schmerz
zerfrißt das einst
fröhliche Lachen.

Depressionen
verriegeln den Weg
zu Dir.

LIEBE X (GAZELLE)

Mein Traumbild bist Du
sonnenüberschüttet,
voll Freude und Frische. Tautropfen
blitzen in Deinem Diadem.
Gazellenglieder reizen die Sinne.

Oase bist Du.
überschattet vom Grün
der Palmetten. Ruhe und Rastpunkt
des dürstenden Suchers, der sich
am verborgenen Quell Deiner Brüste labt.

Mein Arkadien bist Du,
überreich Deine lieblichen Täler
Rundungen sanft zu Ekstase
entführend, durch Stadien
voll Harmonie und Heiterkeit.

Meine Sonne bist Du,
zu oft verborgen vor den
Blicken welkender Blüten.

Und dann alles verbrennend,
gleich einem Blitz.

LIEBE XI

Wie ein Atomblitz
ist Dein Bild
in meine Sinne
eingedrungen.

Ausgeklinkt bist Du. Prometheushaft
in meine Arme jäh
geschleudert, die Deiner harrten
unbewußt und lange schon.

Hast mich verbrüht
mit Deines Eros mächtigem Gluthauch.
Entzündet alle Fasern
meines Körpers, radioaktiv.

Nur Du kannst dieses Höllenfeuer
Löschen,
das Tag und Nacht mich
unaufhörlich quält.

Kommt mit der sanften
Spannung Deiner Fingerkuppen.
Lab mich mit Speichel
aus dem kleinen, trotzigen Mund.

Schenk mir die
ewig feuchte Wärme,
die Dein Geschlecht
zur Heimat mir bestimmt.

Doch Du
- bist fern,
und ich verglühe,
noch eh die Sonne untergeht.

Wie ein Atompilz
schießt die Sehnsucht himmelwärts
Deine Bild verdunkelnd,
kosmisch, vage Wand.

Ich rase fort im heißen
Feuer unsrer Liebe
nach einem Ziel, im Lande
Nirgendwo.

Wo find ich Dich,
und Ruhe,
mit Dir Liebe
zu genießen.

Wo ist der Segen,
den die Liebe uns
Menschen bringen
- soll?

LIEBE XII
(Ich eile schnell auf einer Wolke zu Dir)

Ich liege im Gras,
träum dem Himmel zu.
Bild im Kopf,
ein Engel wie Du.

Doch Du entspringst mir,
heuschreckenhaft.
Gazelle entschwunden,
ich bin geschafft.

Im Kosmos verborgen,
ganz elend wird mir.
Doch ich eile schnell auf
einer Wolke zu Dir.

Erwachend klatsch ich
die Treppen hinab.
Zappel am Boden,
Falter am Wischerblatt.

ODE AN DEN MORGENSTERN

Du flimmernder Morgenstern,
von Sehnsucht umspültes Idol.
Hoch über schwarzen Waldesschatten,
tief im Raum,
zeigt doch den Weg mir
in meiner Finsternis.

Schon ist der nachtdunkle Himmel
angehaucht vom Glanz
der ersten Morgenröte.
Doch Du Vertraute, weichst mir nicht.
Uralte magische Kraft,
anziehend und sich verzehrend zugleich.

Weise den Weg mir
aus meiner Verwirrung,
dort in das Licht.
Zur jungen Sonne,
die bald Dich überschütten wird
mit ihren Strahlen.

Komm, laß uns gemeinsam
zum Tag hin ziehn.
Vermähle uns mit seinem Leuchten!
Dort schwimmen wir
im neugebornen Feuer,
um, eines geworden - zu vergehn.

HUNDERT BLUMEN

Im dunklen Moor sah einst ich
ein Gesicht.
Im feuchten Nebel, dem mein
Traum entglitt,
Mädchenlächeln, vom Mondlicht
schon verklärt.

Dich Mädchen will umspinnen ich ganz fein,
sobald ich Dich gefunden.
Aus dem Dunkel ziehend Dich berühren
und Deinen Liebreiz spüren.

Wo kann ich Deine Seele fassen, die
jetzt schon liebend mich umhüllt?
Wie kann ich denn hinübergleiten, ins
Reich der Feen, Dich zu sehn?

Im dunklen Moor sah einst ich
Dein Gesicht,
Im feuchten Nebel steht ein
Schattenhaus,
Zerborstne Fenster, Mauern,
abgesunken.

Nun sprießen hundert Blumen
als weißes
Kissen dort voll neuem Leben.
Ich seh Dein
Mädchenlächeln jetzt, Sonnen-
licht versprühend.

ALS ISIS SICH HINGAB

Die Sonne hat sich auf die
Wiese gelegt,
Im Traum hab ich geweint und
gerungen mit Dir.
Der mittägliche Verkehr
floß geschäftig
wie ehedem dahin, als
Du Dich hingabst.

Deine Kleider legt ich ab,
wie Amulette.
Insignien der nie ge-
stillten Sehnsucht.
Abgründiges Glitzern in
Deinen Augen.
Widerschein von Sonne und
leuchtendem Stern.

Glutball der Wega, glitzernd
aus dem Dunkel.
Traumlos zu Deinen Füßen.
An Dein Geschlecht
- Nachtschlafen ruhig die Stadt,
die verlogene -
den Kopf gedrückt, als ich mich
in Dir dann verlor.

Aufschreiend versinke ich
im purpurnen Schoß
Deines leidenschaftlichen
Liebeshunders.
Doch jener Mittwoch kam leise,
als Isis sich
erstmals hingab, um mir alle
Furcht zu nehmen.

GOLGATHA

Während
der alte Fuchs
seinen Schmerz
in die Nacht
hinausschreit,

Während
der Giftköder
seine Magenwände
zerfrißt,

liege ich
bei dir,
geschmiegt an deinen
warmen Leib,
träumend den süßen
Traum aller Liebenden,

eingetaucht in deinen
feuchten Atem und in
die Wärme deiner Schenkel.

Während
seine Gedärme
zerreißen,
würfeln schon
schwarze Vögel
um seinen Kadaver

 

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